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Eine Ausfahrt wird geboren
Wer geriete nicht in Verzückung, wenn das kalte Metall eines Lastboytankes die Innenseiten der Schenkel liebkost und der berauschende Brodem des Zweitaktgemisches die Nüstern des geilen Piloten erobert. Während seine Tatzen die Lenkergriffe eng umfangen und der rechte Hinterlauf den Bodenkontakt sucht, hat die linke Sandalenpranke des Herculisten längst Halt gefunden auf dem Kickstarter des stählernen Ungetüms. Der Benzinhahn, stolzer Gockel am Unterlauf des Reservoirs, hat schon bereitwillig seinen Schlund geöffnet, um das mörderische Aggregat
mit gierigem Zweitaktlikör zu versorgen. Nun spannt sich die linke Wade des Piloten und mit unbestechlicher Grausamkeit wird der Kickstarter zu Boden getreten. Doch der renitente Bursch hat noch nicht genug, bettelt nach fortgesetzter Züchtigung. Die soll er haben: Zwei, Drei, viermal noch wird nach ihm getreten, bis endlich die Nürnberger Wölfin mit ihrem Schweinfurter Triebwerk heisern
durch den jungen Morgen belfert. Doch Obacht! Derart rüde aus dem Schlafe geweckt schnappt die Ungezähmte gerne nach den Schnürsenkeln ihres ungestümen Reiters. Nach wenigen tausend Schlägen hat das leichtmetallerne Herz des geräderten Weibchens die gespannte Ruhe einer Löwin kurz vor dem Angriff erlangt. Ihre Beute ist die Teerstraße, die sich nun in jungfräulicher Unberührtheit bis weit hinter den Horizont erstreckt. Der mächtige Bing-Vergaser verrichten kommentarlos und zuverlässig seine Arbeit. Der Kraftfluss von der Kurbelwelle wird von einem treuen Zahnradpärchen auf das Ziehkeilgetriebe übertragen. Und auf der Getriebeeingangswelle suhlt sich die Mehrscheibenkupplung im triefenden Ölbad. Alles ist bereit: In die Rollenkette des Sekundärtriebes schießt plötzlich eine Urgewalt, als der Pilot den ersten Gang einlegt. Die Löwin setzt zum Sprung an. Das Kriegsgeschrei der gelblichen Katze lässt die Tiere des Waldes erschaudern. Laut brüllend macht sich die mächtige Göttin über die schweigende Teerstraße her. Und auf ihr reitet der glücklichste Mensch der Welt neuen Zielen entgegen, die noch nie von der Sandale des weißen Mannes betreten wurden.
(Text ursprünglich von Dietmar
Wischmeyer; leicht modifiziert)
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